KAIROS - Projekte mit Beteiligung digital planen
Die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in kommunale Planungsprozesse ist für die Zukunftsentwicklung von entscheidender Bedeutung: Viele Menschen zeigen großes Interesse an den Planungen in ihren Kommunen. Wichtig ist es, entsprechende Angebote zu schaffen, um kommunale Prozesse begreifbar für alle zu machen.
Modellprojekt in Bad Berleburg und Erndtebrück
Die beiden Wittgensteiner Kommunen haben zusammen mit der Fernuniversität Hagen und weiteren Experten ein Modellprojekt (Projektkurztitel: "KAIROS") gestartet, um neue Beteiligungsangebote für Bürgerinnen und Bürger unter realen Bedingungen zu entwickeln und zu testen. Dabei sollen auch sogenannte „Mixed-Reality-Technologien“ eingesetzt werden, die virtuelle Darstellungen in der Realität ermöglichen und Vorteile digitaler und analoger Beteiligungsformate zusammenführen können. „Es geht in dem Projekt vor allem darum, neue Angebote für eine umfassende Bürgerbeteiligung an kommunalen Planungen zu schaffen und damit natürlich auch demokratische Gestaltungsprozesse in der Stadt- bzw. Gemeindeentwicklung zu stärken“, berichtet ProfessorThomas Ludwig, Fernuniversität Hagen. „Durch das Projekt bietet sich der Vorteil, notwendige Kompetenzen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft direkt in reale Erprobungen einzubinden.“
Projektsteuerungsgruppe
In der Steuerungsgruppe sind die Projektleitungen aus den beiden Modellkommunen vertreten, namentlich Jens Steinhoff und Julia Eitzenhöfer (Stadt Bad Berleburg) sowie Andreas Dreisbach, Sophie Radenbach und Nathalie Treude (Gemeinde Erndtebrück), weiterhin Professor Thomas Ludwig als wissenschaftlicher Projektleiter und Zhaoyang Wang als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Als externe Experten ergänzen außerdem Professor Jörg Muschiol und Kai Gutberlet von dem Unternehmen netzfactor GmbH die Steuerungsgruppe, um die Modellmaßnahmen in den Kommunen zu unterstützen. Alle Informationen sind auf der Projektseite www.projekt-kairos.de abrufbar.
Forschungsfördermittel für die Projektdurchführung
Das Modellprojekt wird mit einer Laufzeit von drei Jahren auf der Grundlage des Programms „Digitale Kommune“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Für das Gesamtprojekt mit seinen zehn Projektpartnern stehen rund 1,27 Millionen Euro zur Verfügung. Die Stadt Bad Berleburg und die Gemeinde Erndtebrück kommen als Modellkommunen in den Genuss einer Vollkostenförderung.
"Marktplatz der Zukunft" als modellhaftes Anwendungsbeispiel
Ziel dieser Anwendung im KAIROS-Projekt ist es, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern das Zukunftsbild vom Marktplatz zu entwickeln. Hierbei fließen vielfältige Ergebnisse aus dem vorausgegangenen Planungsprozess mit Jugendlichen (Zukunftsrat) und mit weiteren Bürgergruppen zur künftigen Gestaltung des Marktplatzes ein. Wie können Aufenthaltsbereiche für Verweilen, für Freizeit- und Kulturveranstaltungen und für gastronomische Angebote optimal in die künftige bauliche Gestaltung integriert werden? Welche Bepflanzungen sind wünschenswert, um den Marktplatz als einen grünen Ort zu beleben? Und wie finden Spiel- und Unterhaltungsangebote für Kinder und Jugendliche den richtigen Platz in dem Gesamtbild? In welchem Bereich kann eine Veranstaltungsbühne optimal platziert werden? Diese und weitere Fragen und Ideen für die künftige Platzgestaltung des Marktplatzes sollen im Rahmen von Anwendungsworkshops mit Hilfe von Virtual Reality-Brillen und 3-D-Flächenmodellen bearbeitet. Hier können Bürgerinnen und Bürger von jung bis alt dabei sein, wenn es darum geht, Varianten zu testen und konkrete Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die Workshop-Ergebnisse stellen Handlungsempfehlungen für Bürgerschaft, Politik und Verwaltung für die weitere Gestaltung des Marktplatzes der Zukunft dar.
Das Forschungsprojekt im Überblick
Das Forschungsprojekt KAIROS, mit den geförderten Partnern FernUniversität Hagen, netzfactor GmbH, Stadt Bad Berleburg und Gemeinde Erndtebrück, verfolgt das Ziel, digitale und analoge Beteiligungsformate im Rahmen städtebaulicher Planungsprozesse in Kommunen zu vereinen und mittels Mixed-Reality (MR)-Technologien und Ansätzen aus der cyber-physischen Systemforschung zu erweitern. Dabei werden die Vorteile beider Formate genutzt, um eine niedrigschwellige, barrierearme und erlebnisorientierte Benutzungsschnittstelle zwischen kommunalen Akteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern zu schaffen. Durch die Nutzung von MR-Technologien sollen Planungsvarianten in der realen Umgebung visualisiert und begehbar und durch cyber-physische Komponenten greifbar gemacht werden, um den Menschen frühzeitig und ortsbezogen einen Eindruck des angestrebten Gesamtbildes zu vermitteln und somit Interessenskonflikte für einzelne Planungsvorhaben zu vermindern.
Bildergalerie zum ersten Anwendungsworkshop
Die Workshop-Ergebnisse stellen Handlungsempfehlungen für Bürgerschaft, Politik und Verwaltung für die weitere Gestaltung des Marktplatzes der Zukunft dar.