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Datum: 01.12.2022

Auch dem Nachwuchs kam Manches spanisch vor

„Das kommt mir spanisch vor“, sagt man im Deutschen und meint damit, dass einem etwas unbekannt erscheint. Der Ursprung dieser Redewendung wird im 16. Jahrhundert vermutet. 1519 wurde der spanische König Carlos I. zum römisch-deutschen König Karl V. gewählt. Er brachte den gesamten Hofstaat mit, was die deutschen Fürsten außergewöhnlich fanden, genau wie das Spanisch als neue Sprache, die im spanischen Hofzeremoniell übliche schwarze Kleidung sowie gefaltete oder gerüschte Halskrausen. Um ebensolche Redensarten ging es jetzt auf dem Literaturpflaster „Spanien“ in zahlreichen Kindergärten auf Berleburger Stadtgebiet. Inés María Jiménez war hier mit dem zweisprachigen Buch „Leos Kuddelmuddel“, das sie unter anderem auf Spanisch und Deutsch mit zwei Frauen aus Ecuador auf den Markt gebracht hatte. Trotz ihres klangvollen, schönen Namens, konnte sie mit den Wittgensteiner Kindern Deutsch sprechen, schließlich war sie 1968 als Tochter eines Spaniers im Ruhrgebiet zur Welt gekommen.

Geflügelte Worte sind das Thema

Dennoch freute sie sich, dass sie in der Evangelischen Kita „Senfkorn“ mit dem gesungenen Gebet „Por este pancito“ in ihrer Vatersprache begrüßt wurde und dass ihr die Kinder im evangelischen Zwergenland in Girkhausen ebenfalls auf Spanisch die passende Version von „Frère Jacques“ vorsangen. In dem Buch ging es um geflügelte Worte wie „eine Schraube locker haben“, „einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul“, „der frühe Vogel fängt den Wurm“ und „Hunde, die bellen, beißen nicht“. Dabei war ganz unglaublich, wie sehr sich die Bilder aus diesen Redewendungen wirklich in der romanischen Sprache „Spanisch“ und germanischen Sprache „Deutsch“ nicht nur ähneln, sondern manchmal sogar gleich sind. Außerdem war Inés María Jiménez in den AWo-Kindergärten Bad Berleburg und Berghausen sowie im Raumländer Blauland.

Auch für ältere Jahrgänge etwas im Gepäck

Auch die Dritt- und Viertklässler der Elsoffer Grundschule lernten mit der spanischen Autorin aus dem Ruhrgebiet Leos Kuddelmuddel kennen. Und weil Inés María Jiménez viel mehr Bücher geschrieben hat, hatte sie auch für ältere Jahrgänge etwas im Gepäck: Sechstklässlern des Johannes-Althusius-Gymnasiums sowie Fünft- und Sechstklässlern aus der Berleburger Realschule stellte sie ihr Buch „Die Insel der toten Puppen“ vor. Krankheitsbedingt musste die Autorin die Termine in der AWo-Kita in Dotzlar und in der Berleburger Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein absagen, genau wie die zweisprachige Lesung „Cae la noche en Belchite“ für Acht- und Neuntklässler an der Realschule, wo man tatsächlich Spanisch als Fremdsprache wählen kann. Die drei ausgefallenen Veranstaltungen sollen nachgeholt werden, da hat Literaturpflaster-Organisatorin Rikarde Riedesel ein Auge drauf.

Modernes und traditionelles Spanien

In den vergangenen Wochen konnte einem auf dem Berleburger Literaturpflaster Vieles spanisch vorkommen, doch bei mitreißenden Lesungen, schillernden Ausstellungen, kenntnisreichen Vorträgen, kulinarischen Weinproben, einem emotionalen Flamenco-Konzert und in gestochen scharfen Fotografien zeichneten die Veranstaltungen das Bild eines Landes, das zwischen dem Jakobsweg der Pilger und der Bierstraße für Touristen seinen Pfad in eine gute Zukunft sucht, mit einem angeschlagenen Königshaus und sechs Regionalsprachen neben der Amtssprache Spanisch als mehr oder minder schwerem Marschgepäck. Und bei all dem brachten die spanischen Botschafterinnen und Botschafter, egal ob in München oder in der Extremadura, ob im Ruhrgebiet oder in Barcelona geboren, den Veranstaltungs-Gästen in Wittgenstein das moderne und traditionelle, das spannende Spanien des 21. Jahrhunderts näher.