Auszeit in Südwestfalen
Kurorte erstellen gemeinsam neue Angebote
Insgesamt sind neun Kur- und Heilbäder in der Region am REGIONALE-2025-Projekt beteiligt: Bad Berleburg, Bad Laasphe, Bad Sassendorf, Brilon, Erwitte - Bad Westernkotten, Lippstadt-Bad Waldliesborn, Olsberg, Schmallenberg und Winterberg. „Unser Ziel ist es, pflegenden Angehörigen ein zukunftsorientiertes und qualitativ hochwertiges Präventions- und Reha-Angebot zu offerieren. Damit wollen wir zugleich den Gesundheitsstandort Bad Berleburg nachhaltig stärken. Die ,Auszeit in Südwestfalen‘ soll dazu ein wesentlicher Beitrag sein“, betonte Regina Linde. Sie ist als Fachbereichsleiterin Bürgerdienste der Stadt Bad Berleburg federführend an der Umsetzung auf kommunaler Ebene beteiligt. „Schon aus unserer eigenen Geschichte heraus identifizieren wir uns mit unserer Rolle als zukunftsorientierter Kurort in Südwestfalen. Mit diesem Projekt, aber auch mit ,Kurorte der Zukunft‘ und ,DigiKur‘ wollen wir gemeinsam mit Akteuren des Gesundheitswesens und den Touristikern den Kurorten allgemein und Bad Berleburg speziell überregional Gewicht verleihen und unsere wirtschaftliche Basis zugleich stärken“, erklärte Bernd Fuhrmann. Der Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg hob damit noch einmal die besondere Bedeutung der Rolle als Kurort hervor.
Neue Auszeit-Angebote für pflegende Angehörige
Die Akteure vor Ort füllen diese Bedeutung bereits nachhaltig mit Leben. So ist die Unterstützung pflegender Angehöriger in der VAMED-Rehaklinik Bad Berleburg zwar nicht neu. Neu ist aber das klinikeigene Angehörigenkonzept: eine Präventions- und Rehabilitationsmaßnahme für pflegende Angehörige. Der lange und nicht selten kräftezehrende Weg einer häuslichen Pflegeaufgabe benötigt Atempausen, um Erschöpfung vorzubeugen und Ressourcen zu stärken. Die Angehörigen stehen hierbei nicht als Begleitpersonen, sondern als Hauptpersonen im Fokus und werden durch ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegefachkräften, Physio- und Sporttherapeuten, Ernährungsberatern, Sozialarbeitern und Psychologen betreut. Die Angehörigen lernen in einem auf sie zugeschnittenen Therapieprogramm mit ihren Ressourcen nach der Rehabilitation schonend umzugehen und eine Balance zwischen der aufreibenden Pflegetätigkeit und Regenerationsphasen zu finden. Das vielfältige Leistungsspektrum umfasst nicht nur die ärztliche Untersuchung, sondern legt viel Wert auf Sport- und Bewegungstherapie. Das Angebot von physikalischen Therapien, Ernährungsberatung und Entspannungstraining runden die Maßnahme ab. Ab Ende April können pflegende Angehörige die neue Präventions- und Rehabilitationsmaßnahme in der VAMED-Rehaklinik Bad Berleburg durchführen.
NRW-Gesundheitsministerium fördert „Auszeit“-Projekte
Die südwestfälischen Kur- und Heilbäder arbeiten überdies bei der Erstellung der neuen Angebote auch mit einem Partner-Projekt in der Nachbarregion Ostwestfalen-Lippe zusammen. Das „Auszeit“-Projekt wird dort ebenfalls über eine REGIONALE durchgeführt. Für das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sind die Projekte der Kurorte in Süd- und Ostwestfalen ein wichtiger Baustein für die Pflegelandschaft in Nordrhein-Westfalen. So erklärt Georg Oberkötter aus dem Referat für „Beratungsstrukturen, Pflegende Angehörige und Landesförderplan“: „Das Ziel des Landes sind mehr Kuren für pflegende Angehörige in Nordrhein-Westfalen. Wir steigern die Nachfrage über ein landesweites Netz von Co-Beratungs-Angeboten, wir brauchen auf der anderen Seite aber auch mehr Angebote in Nordrhein-Westfalen, damit pflegende Angehörige und die Pflegebedürftigen die Gesundheit wieder herstellen und erhalten können.“ Deswegen fördert das Ministerium das Vorhaben in Südwestfalen mit einer Summe von rund 320.000 Euro. Durch die Förderung und die Verleihung des dritten Sterns im Rahmen der REGIONALE 2025 kann das Projekt umgesetzt werden.
Hintergrund zum Projekt
Derzeit gibt es etwa 4,1 Millionen pflegebedürftige Menschen – davon fast eine Million in Nordrhein-Westfalen. Laut Prognose des Bundesministeriums für Gesundheit steigt diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf 4,6 Millionen Personen weiter an. Die Pflegenden sind oft Angehörige, deren körperliche und mentale Belastung hoch ist. In Südwestfalen haben sich deshalb im Projekt „Auszeit in Südwestfalen“ Bad Berleburg, Bad Laasphe, Bad Sassendorf, Brilon, Erwitte, Lippstadt, Olsberg, Schmallenberg und Winterberg gemeinsam auf den Weg begeben, um jeweils mit ihren örtlichen Betrieben Potenziale für die Angebotsentwicklung für pflegende Angehörige zu beleuchten und qualifizierte Angebote sowie wirtschaftlich tragfähige Konzepte zu erarbeiten, um baldmöglichst neue Angebote buchbar zu machen. Bisher gibt es bundesweit nur wenige Anbieter mit speziellen Angeboten für pflegende Angehörige – mit oder ohne pflegebedürftiger Begleitperson. Der Bedarf wächst aber spürbar. Aufgrund körperlicher und seelischer Belastungen entsteht die Notwendigkeit, dass für Pflegepersonen ausreichend Möglichkeiten für Auszeiten mit Erholung und medizinischer Rehabilitation angeboten werden müssen und diese möglichst unbürokratisch in Anspruch genommen werden können. Dabei ist auch jeweils die Versorgung der Pflegebedürftigen während der Auszeiten sicherzustellen. Mit dem landesweiten Netz der Kurberatungsstellen stehen den pflegenden Angehörigen kompetente Ansprechpartner zur Seite. Um die Nachfrage zukünftig abdecken zu können, sollen nun im Projekt „Auszeit in Südwestfalen“ zusätzliche Angebote entwickelt werden. Ein inhaltsgleiches Projekt wird parallel in der Region Ostwestfalen-Lippe durchgeführt. Beide Vorhaben sind auf drei Jahre angelegt und werden aus Mitteln des Landesförderplans „Alter und Pflege“ des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Der Heilbäderverband NRW hat den Weg dafür bereitet und ist als Partner mit an Bord. Im Fokus stehen nun die Kurorte und Heilbäder in Westfalen. Hier bietet das kurörtliche Angebot ideale Voraussetzungen, hier sind viele Reha-Kliniken und Pflegeeinrichtungen ansässig, hier gibt es eine große Fachkompetenz in Medizin und Therapie.