"Nie wieder ist jetzt": Eröffnung Brücke gegen das Vergessen
„Das ist ja schrecklich“, flüsterte eine Zuhörerin, während sie der Lebensgeschichte von Adele Krebs lauscht. 1895 in Berleburg geboren, fällt Adele Krebs im zweiten Weltkrieg den Grausamkeiten des Nationalsozialismus zum Opfer. Und das nur, weil sie Jüdin ist. Schülerinnen und Schüler der Realschule, der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule und des Johannes-Althusius-Gymnasiums haben sich intensiv mit der Vergangenheit des Nationalsozialismus beschäftigt. Das Ergebnis: Eine Brücke, die aus der Vergangenheit in die Gegenwart reicht.
Feierliche Eröffnung
Unter dem Namen „Brücke gegen das Vergessen“ eröffneten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Vertretern aus Rat und Verwaltung offiziell die neue Odebornquerung. „Der Rat der Stadt Bad Berleburg war sich völlig einig: Wir wollen der Opfer gedenken und die Gruppen, die der Verfolgung ausgesetzt waren, nicht vergessen“, betonte Bernd Fuhrmann, der noch bis Ende Oktober geschäftsführend das Amt des Bürgermeisters innehat. „Diese Veranstaltung ist das Ergebnis einer intensiven Arbeit von den Schülerinnen und Schülern, die sich mit viel Einsatz für eine lebendige Erinnerungskultur engagieren“, erläuterte Rikarde Riedesel, Abteilungsleiterin für Kultur und Erwachsenenbildung der Stadt Bad Berleburg sowie Veranstaltungskoordinatorin.
Erinnerungskultur aktiv gestalten
Ein weiteres Opfer der Nationalsozialisten war Alexander Saßmannshausen. Als Nachfahre von Sinti und Roma waren er und seine Familie ab 1933 vermehrt Repressalien ausgesetzt, darunter Misshandlungen, Ausgangssperren und Verhören. 1943 wurden sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im selben Jahr verstirbt Alexander Saßmannshausen im Konzentrationslager. Auch seine Lebens- und Leidensgeschichte stellten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Veranstaltung vor. „Diese jungen Menschen haben unserer Erinnerungskultur aktiv mitgeprägt und den Betroffenen ein Stück Lebensgeschichte ihrer Familien zurückgegeben“, lobte Bernd Fuhrmann das Engagement der Jugendlichen. Er führte außerdem an: „Unsere Schulen sind seit Jahren aktiv in der Erinnerungskultur: das Gedenken an die Programnacht, Verlegung von Stolpersteinen, Gedenken der Deportation vom 9. März 1943, Spurensuche in Unterrichtsprojekten oder Facharbeiten – all das gehört zum Bildungsalltag.“
Informationen über QR-Codes abrufen
An der Veranstaltung nahmen auch Angehörige der Opfer teil. Mit ihrer Unterstützung und der von Forschenden erstellten die Schülerinnen und Schüler Portraits der Menschen, die nur aufgrund ihrer Herkunft, Religion, äußeren Merkmale oder politischen Ansichten verfolgt und schließlich ermordet wurden. „Wir alle haben mit der Brücke gegen das Vergessen nun die Chance, uns am aktiven Gedenken zu beteiligen und Position zu beziehen, denn: Nie wieder ist jetzt!“, fand Bernd Fuhrmann zum Abschluss deutliche Worte. Am Geländer der Brücke finden Interessierte QR-Codes, die direkt auf die Internetseite über die Opfer des Nationalsozialismus der Stadt Bad Berleburg führen. Der Vorteil von QR-Codes: Es können problemlos weitere Informationen hinzugefügt werden, denn für Bad Berleburg sind neben Sinti und Roma sowie Juden weitere Opfergruppen belegt. Die Nachforschungen und damit die Suche nach den Gesichtern der Menschen aus der Vergangenheit geht weiter.