Wenn sich Humor und Tragik treffen
Der spanische Kultautor Kiko Amat machte jetzt in Bad Berleburg Station auf seiner Lesereise durch Deutschland – und bereicherte das Literaturpflaster. Sein Roman „Träume aus Beton“ faszinierte das Publikum mit einer beeindruckenden Mischung aus Humor und Tragik. Erzählt wird die Geschichte von Curro, der seit 20 Jahren in der Psychiatrie ist, weil er in einem psychotischen Schub einen Menschen mit dem Messer angegriffen hat. Mit Humor und Ironie werden sein Leben in der Anstalt und seine Fluchtpläne beschrieben. In diese Gegenwart webt das Buch die Erlebnisse des zwölfjährigen Curro ein, der verzweifelt versucht, in seiner kaputten Familie zurecht zu kommen. „Ich wollte die Ursachen für die Psychose darstellen“, erklärte Kiko Amat zu den Beweggründen für das Buch.
Gefallen am Format gefunden
Lebhaft gestikulierend berichtete er, dass er viele autobiografische Elemente in den Roman eingebaut habe. Dennoch sei es eine fiktive Geschichte, die er erzähle. „Mein Vater hat das Buch sogar zweimal gelesen – und es hat ihm gefallen“, schmunzelte der Autor. Der Roman beginnt mit der Vorbemerkung, dass die Geschichte erfunden ist. Er habe lieber gleich zu Anfang des Romans ein wenig lügen wollen, um sich nicht nachher bei seiner Familie rechtfertigen zu müssen, erklärte Kiko Amat den literarischen Kniff. Seine Lesereise führte ihn von der Frankfurter Buchmesse erst nach Berlin, dann nach Bad Berleburg, bevor er zurück nach Barcelona flog. Kiko Amat war über das Lesungsformat des Literaturpflasters erstaunt. In Spanien werde erwartet, dass ein Buch für sich selbst spreche, da müsse er als Autor nichts erklären. Dennoch spürte man, wie er Gefallen an dem Format fand. Vielleicht auch, weil Rikarde Riedesel laut Kiko Amat der erste Mensch war, der ihn auf die Rolle des verhaltensauffälligen Hundes in Curros Familie angesprochen hatte.
Christiane Biechele liest Textpassagen in deutscher Sprache
Rikarde Riedesel, Abteilungsleiterin Kultur und Erwachsenenbildung der Stadt Bad Berleburg hatte den Abend moderierte. Und der ungewöhnliche Lesungsort im Autohaus Kroh in Bad Berleburg begeisterte ihn ebenfalls: Er fühle sich hier wie zu Hause, denn er habe auch schon mal zwei Jahre in einer Autofabrik gearbeitet, bedankte er sich lachend bei den Gastgebern des Abends. Die Veranstaltung schloss mit einem anhaltenden Applaus – auch für die deutsche Stimme: Christiane Biechele hatte immer wieder Textpassagen der „Träume aus Beton“ vorgelesen.