Sauberes Wasser für Morogoro: Klimapartnerschaft setzt Projekt um
Frisches Wasser in Trinkwasserqualität ist in Deutschland selbstverständlich: Wasserhahn aufdrehen – schon sprudelt es heraus. Was beinahe nebensächlich erscheint, ist in anderen Ländern ein kostbares Gut und in vielen Fällen nicht jederzeit verfügbar. Bei den Bad Berleburger Klimapartnern aus dem Distrikt Morogoro in Tansania trifft dies vor allem in den ländlichen Gebieten ebenfalls zu. „Genau das wollen wir gemeinsam ändern. Wir wollen eine defekte Wasserversorgungsanlage reparieren und weitere Leitungen verlegen“, erklärte Jessica Durstewitz. Die Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik der Stadt Bad Berleburg skizzierte damit einen wichtigen Meilenstein im Zuge der Klimapartnerschaft. Denn die Verantwortlichen haben für das Projekt einen Förderantrag gestellt, der nun bewilligt ist – mit einem Volumen von rund 200.000 Euro.
Wassermenge gerade in Trockenzeiten viel zu gering
Die Ist-Situation soll damit spätestens in drei Jahren der Vergangenheit angehören. Im Juni 2021 hatten etwa 69 Prozent der Gesamtbevölkerung des Distrikts Zugang zur Wasserversorgung. Gerade in den ländlichen Regionen erreicht frisches Trinkwasser jedoch etwa die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner nicht. Dies trifft auch auf das Dorf Mlilingwa zu, das rund 70 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Morogoro liegt. „Die Bewohnerinnen und Bewohner dieses Dorfes und acht weitere Dörfer beziehen ihr Wasser hauptsächlich aus dem naheliegenden Bamba-Fluss“, berichtete Jessica Durstewitz. Dafür nehmen die Menschen vor Ort einen rund drei Kilometer langen Fußmarsch zum Fluss auf sich, der in weiten Teilen verunreinigt ist. Erschwerend hinzu kommt, dass sich der Klimawandel vor Ort verstärkt bemerkbar macht: Das Volumen des Flusses hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verringert. Gerade in den Trockenzeiten ist die Wassermenge daher viel zu gering, um alle Bewohnerinnen und Bewohner konstant mit Wasser zu versorgen. „Mit unserem gemeinsamen Projekt im Zuge unserer Klimapartnerschaft wollen wir genau das ändern“, konstatierte Jessica Durstewitz, die den Förderantrag gemeinsam mit ihrer Kollegin Rebecca Dienst und in Zusammenarbeit mit den tansanischen Partnerinnen und Partnern den Antrag für „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“ (NAKOPA) bei der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW) gestellt hat. Zum Auftakt des neuen Förderprojektes in Tansania trafen sich die Koordinatorinnen der Stadt Bad Berleburg Jessica Durstewitz und Rebecca Dienst mit den Partnerinnen aus Tansania virtuell.
Menschen vor Ort werden mit einbezogen
Mit Hilfe der Fördersumme soll innerhalb von drei Jahren eine defekte Wasserversorgungsanlage repariert und entsprechende Leitungen bis ins Dorf Mlilingwa verlegt werden soll. „Um das Projekt langfristig nachhaltig zu gestalten, wird zusätzlich Personal umfangreich geschult, um die Anlage zu bewirtschaften. Darüber hinaus werden auch die Dorfbewohnerinnen und -bewohner mit einbezogen, über das Bauvorhaben aufgeklärt und im nachhaltigem Umgang mit der Ressource Wasser geschult“, verriet Rebecca Dienst. Neben dem konstanten Zugang zur Ressource Wasser wollen die Verantwortlichen vor allem auch die Qualität des Wassers steigern. Dies begründet sich darin, dass das Wasser nicht nur als Trinkwasser genutzt wird, sondern auch zum Geschirr spülen, Baden und Wäsche waschen. Darüber hinaus weiden Hirtengruppen ihr Vieh auf dem grünen Weideland in der Nähe des Flusses, wodurch Tierdung ebenfalls in den Fluss gelangt. Nicht zuletzt werden im Flusswasser auch Mineralien gewaschen, wobei teilweise auch giftiges Quecksilber eingesetzt wird. „Durch das Projekt sorgen wir nicht nur für eine konstante und vor allem saubere Wasserquelle, sondern stärken auch den sozioökonomischen Status, vor allem der weiblichen Dorfbewohnerinnen. Denn gerade in den ländlichen Regionen Tansanias sind häufig die Frauen für die Wasserversorgung zuständig. Die enorme Zeitersparnis kann nun in andere effizientere Aktivitäten fließen. Dadurch können wir zugleich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern reduzieren“, erläuterte Projektkoordinatorin Rebecca Dienst.
Projekte auch in der Stadt der Dörfer in Planung
Das offiziell am 01.07.2023 gestartete Projekt ist bereits das zweite der Klimapartnerschaft. Im vergangenen Jahr hatten die Verantwortlichen ein Kleinprojekt zur Schulung von Landwirtinnen und Landwirten im nachhaltigen Anbau von Gewürzpflanzen umgesetzt. Auch dabei ging es primär um den Erhalt der Biodiversität, die Verbesserung der Bodenqualität und letztlich der besseren Wasserversorgung der Menschen vor Ort. Auch die weiteren geplanten Maßnahmen beziehen jeweils aktiv die Bevölkerung in Morogoro mit ein, sodass eine möglichst nachhaltige Wirkung entsteht. Zudem sind künftige Projekte auch mit Maßnahmen vor Ort in Bad Berleburg verknüpft, sodass alle Beteiligten den partnerschaftlichen Gedanken zum gemeinsamen Handeln gegen den Klimawandel aktiv umsetzen.
Vielfältige Klimapartnerschaft
Die Klimapartnerschaft zwischen dem Distrikt Morogoro in Tansania und der Stadt Bad Berleburg besteht bereits seit Anfang 2019 und ist aus einem Förderprojekt der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW) entstanden. Seitdem vergangenen Jahr geht die Partnerschaft nun in die Umsetzung des gemeinsam entwickelten Maßnahmenkataloges zu den Themen des nachhaltigen Wassermanagements, Wald- und Forstwirtschaft sowie Erhalt der Biodiversität. Weitere Informationen zur Klimapartnerschaft finden sich auf der Internetseite der Stadt Bad Berleburg unter www.bad-berleburg.de/Rathaus/Nachhaltigkeitsstrategie/Klimapartnerschaft/