Inhalt
Datum: 08.08.2023

Pflege und Beruf unter einem Hut: Wertvolle Unterstützung im Alltag

Es waren mehr als nur drei Unterschriften – es waren klare Bekenntnisse für die Unterstützung pflegender Angehöriger. Die Stadt Bad Berleburg, die REGUPOL BSW GmbH und die VAMED Rehaklinik in Bad Berleburg haben jeweils die Charta zur „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in Nordrhein-Westfalen“ unterzeichnet – und sich damit im Rahmen des gleichnamigen Programms umfassend selbst verpflichtet, Beruf und Pflege als Kombinationsaufgabe zu ermöglichen. „Das Landesprogramm dient der Fachkräftebindung, stabilisiert die häusliche Pflege und entlastet erwerbstätige pflegende Angehörige. Es bietet konkrete Unterstützung für Unternehmen und Beschäftigte und ebnet den Weg zu regionalen Entlastungsangeboten“, erläuterte Georg Oberkötter, Vertreter des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen. Er überreichte die Chartas jetzt gemeinsam mit Anke Fuchs-Dreisbach im Bürgerhaus am Markt in Bad Berleburg. „Die Bedeutung der Pflege vor Ort in Bad Berleburg ist groß. Dafür sensibilisiert Bad Berleburg bereits seit längerer Zeit, beispielsweise durch das REGIONALE-Projekt ,Auszeit in Südwestfalen‘, das auch in der Stadt der Dörfer verortet ist. Dabei geht es um verschiedene Reha-Angebote für pflegende Angehörige“, erklärte die Landtagsabgeordnete, die überdies Mitglied des für das MAGS zuständigen Landtagsausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales ist.

"Die Pflege ist eine mehr als herausfordernde Aufgabe"

„Gesundheit ist unser höchstes Gut. Das gilt für alle Menschen – egal, ob sie sich in Pflege befinden oder ob sie pflegen. Die Pflege ist eine mehr als herausfordernde Aufgabe. Für uns war und ist es selbstverständlich, dass wir unsere betroffenen Mitarbeitenden dabei nicht nur unterstützen, sondern unsere Türen bei allen Fragen und in allen Belangen zu diesem Thema öffnen. Denn auch das bedeutet Nachhaltigkeit: die Menschen in unserem Rathaus gemeinsam und aktiv zu unterstützen“, erklärte Bernd Fuhrmann. Der Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg nahm die Charta gemeinsam mit der neuen Pflegeguide im Rathaus, Vera Obermeier, im Bürgerhaus am Markt in Bad Berleburg entgegen – und mit REGUPOL-Pflegeguide Lea Sittler sowie VAMED-Geschäftsführer Florian König. Die Pflegeguides – zentraler Bestandteil des Programms – haben sich im Rahmen des Programms qualifizieren lassen, um intern zu beraten. Bei ihren Beratungen können sie auf ein landesweites Netzwerk zu Beratung zurückgreifen, um Vereinbarkeit von Beruf und Pflege individuell zu ermöglichen und innerhalb der bestehenden Strukturen zu etablieren. „Wir wollen konkret beraten und weiterhelfen. Als Pflegeguides kennen wir die Strukturen im Rathaus bzw. in unseren Unternehmen, können Zugang zu Hilfsangeboten schaffen und selbst Hilfestellung durch den Arbeitgeber bieten – etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle, durch Gesundheitsförderung, durch Eingliederungsmanagement, aber auch, indem wir innerhalb unserer Gesamtstrukturen für dieses Thema sensibilisieren“, erklärte Vera Obermeier, die bereits seit längerer Zeit im betrieblichen Gesundheitsmanagement aktiv ist.

Aufgabe ist nur gemeinsam zu lösen

Denn das Thema ist von großer Bedeutung. Allein in NRW sind rund 1,2 Millionen Menschen pflegebedürftig, das Gros davon zuhause versorgt durch Angehörige. Schätzungsweise 600.000 Erwerbstätige in NRW pflegen zusätzlich Verwandte. "Wir haben die Charta unterzeichnet und sind stolz, dass wir das erste Unternehmen im Kreis Siegen-Wittgenstein sind. Wir wollen unseren Kolleginnen und Kollegen, die selbst Angehörige pflegen, unterstützen. Zusammen mit den Pflegeguides können so passende Lösungen gefunden werden. Gerade als Familienunternehmen tragen wir da eine besondere Verantwortung", sagte Dirk Pöppel, Geschäftsführer der REGUPOL BSW GmbH. REGUPOL-Pflegeguide Lea Sittler hob hervor: „Mir ist es wichtig im Gespräch mit meinen Kolleginnen und Kollegen die passende Lösung zu finden und aus einem ganzen Koffer voller Möglichkeiten das richtige auszuwählen". Für Florian König war damit klar, „dass alle Unterstützung erhalten, die sie benötigen – egal, ob ein plötzlicher Pflegefall innerhalb des familiären Umfelds eintritt oder dieser bereits länger besteht. Als Gesundheitsdienstleister ist der VAMED-Rehaklinik nicht nur, aber gerade auch dieser Aspekt besonders wichtig“, berichtete der VAMED-Geschäftsführer. Diese Aufgabe ist nur gemeinsam zu lösen. Denn unter dem Strich ging und geht es allen Beteiligten vor allem um eines: die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege im Sinne ihrer Mitarbeitenden.

Die sieben Grundsätze der Charta

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, die Landesverbände der Pflegekassen sowie der Verband der privaten Krankenversicherung wollen die Situation von Arbeitnehmenden mit Pflegeverantwortung verbessern. Gleichzeitig geht es beim Landesprogramm „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ darum, einen Beitrag zur Fachkräftesicherung und -gewinnung für Unternehmen und Behörden zu leisten. Das Servicezentrum des Landesprogramms liegt in Trägerschaft des Kuratoriums Deutsche Altershilfe. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.berufundpflege-nrw.de. Mit Unterzeichnung der Charta haben sich die Stadt Bad Berleburg, die Regupol BSW GmbH und die VAMED Rehaklinik nun dazu selbstverpflichtet, diese Ziele aktiv zu verfolgen. Konkret sind auf der Charta folgende Eckpunkte im Wortlaut genannt:

  1. Wir fördern eine Unternehmenskultur, die geprägt ist von Respekt und Wertschätzung für die Aufgaben, die unsere Beschäftigten mit Pflegeverantwortung im Alltag übernehmen.
  2. Wir schaffen die Voraussetzung dafür, dass alle Beschäftigten, insbesondere solche mit Führungsaufgaben, diese Werte erkennen, teilen und leben.
  3. Uns ist bewusst, dass jede Pflege- und Unterstützungssituation unterschiedlich ist und sich auch immer wieder verändert, weshalb wir einen lösungsorientierten Umgang damit etablieren wollen.
  4. Wir führen einen Dialog mit Betriebs- bzw. Personalräten, um die Anliegen der Beschäftigten und die Bedürfnisse der Unternehmen bestmöglich in Einklang zu bringen.
  5. Wir wollen den innerbetrieblichen Informationsstand über die gesetzlichen Rahmenbedingungen und über die im Unternehmen und der Kommune vorhandenen Unterstützungs- und Beratungsleistungen bei allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verbessern.
  6. Wir sichern zu, dass zu dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in unserem Unternehmen ein kontinuierlicher Dialog erfolgt.
  7. Wir wollen unser Engagement und unsere Erfahrungen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu einem Bestandteil des externen Dialogs mit Akteuren aus Pflegen und Gesundheit machen.