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Datum: 13.10.2023

Von der Berühmtheit zur gemiedenen Person - und zurück

Ein großes Glaszelt, beginnende Dämmerung – und eine slowenisch-amerikanische Autorin: Das Feld war bestellt für einen besonderen Abend im Autohaus Kroh in Bad Berleburg. Im Rahmen des Literaturpflasters war Erica Johnson Debeljak mit ihrem autobiografischen Memoire „Verliebt, verheiratet, verwitwet, verhurt“ zu Gast. In Slowenien ist sie nicht nur eine bekannte Autorin, 2021 erlangte sie mitten in der Corona-Zeit innerhalb von zwei Monaten drei Auflagen und wurde mit dem Preis des besten Buches der slowenischen Buchmesse ausgezeichnet. Erica Johnson Debeljak berichtete über ihren nicht immer einfachen Weg zur slowenischen Schriftstellerin. Sie schreibt in englischer Sprache, wird jedoch mit ihren Werken zuerst in Slowenien publiziert. Erst eine Änderung der Statuten des slowenischen Schriftstellerverbandes ermöglichte es ihr als slowenische Schriftstellerin anerkannt zu werden.

"Ein öffentliches Ereignis"

1993 folgte sie ihrem zukünftigen Mann, dem sehr bekannten Dichter Aleš Debeljak nach Slowenien, wo sie eine Familie gründeten. Erica Johnson berichtete über ihre Anfänge als Schriftstellerin. Sie schrieb eine Kolumne für die Tageszeitung Delo über ihre Eingewöhnung in der neuen Umgebung und erlangte damit große Aufmerksamkeit. Und startete ihre literarische Karriere. Der plötzliche Tod ihres Ehemanns 2016 veränderte ihre Situation vollständig. „Als sehr bekannte Schriftstellerin waren der Tod meines Mannes und die Folgen für meine Familie ein öffentliches Ereignis“, erklärte Erica Johnson Debeljak.

Rolle der Witwe beleuchtet

In ihrem autobiografischen Memoire setzt sie sich aktiv und kreativ mit ihren Erlebnissen als Witwe auseinander und verknüpft diese mit Personen aus der Geschichte, Mythologie und der Bibel. Erica Johnson Debeljak erzählte ihrem Publikum sehr lebhaft wie schwer es gewesen ist, die Figuren für ihr Buch auszuwählen. Allein in der Bibel kämen 84 Witwen vor, aber „Judith“ sei einfach gesetzt gewesen. Der Autorin war es wichtig, die Rolle der Witwe in der Gesellschaft zu beleuchten. Ihre eigenen Erfahrungen schilderte sie offen und anschaulich und fesselte so das Publikum mit ihrem Perspektivwechsel. Sie berichtete, dass die Rückmeldungen meist sehr positiv seien, allerdings auch Menschen nicht mit der Situation umgehen könnten und lieber die Straßenseite gewechselt hätten, um ihr nicht zu begegnen. Es war ein spannender Abend, der mit großem Applaus und vielen signierten Büchern schloss.